Vorwort
»Seltsam erscheint unsere Lage auf dieser Erde. Jeder von uns erscheint da unfreiwillig und ungebeten zu kurzem Aufenthalt, ohne zu wissen warum und wozu. Im täglichen Leben fühlen wir nur, daß der Mensch um anderer willen da ist, die wir lieben, und zahlreicher anderer schicksalsverbundener Wesen. Oft bedrückt mich der Gedanke, in welchem Maße mein Leben auf der Arbeit meiner Mitmenschen aufgebaut ist, und ich weiß, wieviel ich ihnen schulde.«
Albert Einstein, 1928
Eine Chronologie ist die konsequente Darstellung von vielfältigen, zeitlich geordneten, aufeinanderfolgenden Ereignissen.
Unsere chronologische Darstellung beginnt mit der Ausbreitung des Christentums um das Jahr 800 und folgt der deutschen Besiedelung zwischen Brandenburg und Berlin entlang der Havel mit ihren seenartigen Aufweitungen und dem Unterlauf der Spree. Beide Flussläufe bilden die Verbindung zwischen den drei Residenzstädten Brandenburg, Potsdam und Berlin. Durch ihre Lage wird die Stadt Potsdam trotz ihrer jungen geschichtlichen Entwicklung als Mittelpunkt gesehen. Die umgebenen Dörfer des Teltow, der Zauche, des West- und Osthavellandes und teilweise des Barnim sind einbezogen. Die zeitliche Abfolge gliedert sich zur besseren Übersicht in dynastische Abschnitte. Die Darstellung schließt 1918 mit dem Ende der traditionellen europäischen Monarchien vor dem folgenden tiefgreifenden Wandel zu einer neuen gesellschaftlichen Entwicklung.
Die vorliegende Arbeit ist eine umfangreiche Sammlung ausgewählter sozialer, wirtschaftlicher, kultureller, künstlerischer, baulicher und technischer Fakten. Durch die bewusste Betrachtung von gleichzeitigen Ereignissen werden Beziehungen und Tendenzen in größeren Zusammenhängen sowie an den örtlichen Ausprägungen ablesbar. Die Zusammenstellung spiegelt ohne subjektive Bewertung somit die geschichtlichen Ereignisse und die Entwicklung unserer gemeinsamen Kulturlandschaft wider. Der ungewöhnliche methodische Ansatz der beziehungsreichen Darstellung bietet durch Vergleiche verschiedener Sachgebiete die Möglichkeit für eine weitreichende Beantwortung unterschiedlichster Fragen. Diese Chronologie soll dafür reichhaltiges Arbeitsmaterial und Nachschlagewerk sein.
Die Arbeit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die themenübergreifende Bestandsaufnahme beruht auf der Sichtung unterschiedlicher wissenschaftlicher Forschungen, populärwissenschaftlicher Bücher, Akten, Karten und Plänen sowie eigener örtlicher Anschauung. Bei widersprüchlichen Angaben aus verschiedenen Quellen werden durch Vergleiche und sinnvolle zeitliche Eingrenzungen in einigen Fällen die wahrscheinlichen Jahreszahlen und Zusammenhänge ermittelt. Verschiedene Angaben (z. B. Planung, Baubeginn oder Fertigstellung) werden dabei berücksichtigt, ebenso differenzierte Auffassungen oder Deutungen geschichtlicher Ereignisse. Irrtümer sind jedoch nicht ausgeschlossen. Wir sind dankbar für Hinweise, Ergänzungen und Korrekturen.
Im erläuternden Text wird die jetzt gültige Rechtschreibung angewendet (z. B. Schloss), bei historischen Bezeichnungen und Eigennamen die ursprüngliche Schreibweise (z. B. Schloßstraße). Hinter den jeweiligen Fakten sind weiterführende Angaben in Klammern gesetzt.
Bei der Fülle der Fakten aus verschiedensten Quellen wird auf unmittelbare Literaturhinweise verzichtet. Der direkte Zitatnachweis wird ebenso nicht angegeben, da in der verwendeten Sekundärliteratur Zitate teilweise von verschiedenen Autoren sprachlich modernisiert worden sind und somit nicht dem primären Wortlaut entsprechen. Die benutzten Quellen sind in ihrer Gesamtheit im Literatur- und Kartenverzeichnis genannt.
Zur besseren Verständlichkeit tragen ausgewählte Grafiken bei. Die verschiedenen zeitlichen Epochen des behandelten brandenburgischen Gebietes sind mit historischen Federzeichnungen, Holz- und Kupferstichen illustriert, die einen bildhaften Eindruck der jeweiligen Zeit und der Vorstellungswelt unserer Vorfahren vermitteln. Im ersten Band verdichten Collagen im grafischen Konsens die zeitlichen Aussagen.
Das Dargestellte verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart. Nach der Urbarmachung und Nutzung der Landschaft, der Errichtung von Siedlungen und herausragenden Bauwerken, unterbrochen durch Kriege, Elend und soziale Unruhen, werden die Errungenschaften und das Lebenswerk der Menschen durch nachfolgende Generationen selbstverständlich genutzt, jedoch die geleisteten schweren körperlichen Arbeiten ohne unseren heutigen technischen Hilfsmittel oft unterschätzt. Die Kenntnis der geschichtlichen Entwicklung führt zur Wertung und Achtung der erbrachten Leistungen. Sie bildet das Verständnis unseres gegenwärtigen Daseins. Dieses Wissen erfordert gleichermaßen Verantwortung bei der Pflege und Erhaltung des kulturellen Erbes und seine sinnvolle Weiterentwicklung in die Zukunft.
Olaf Thiede und Jörg Wacker
Potsdam, im 850. Jahr des Jubiläums der Mark Brandenburg, 2007